An Königin Annes Hof [Liam, Hifumi]

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Hifumi
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Re: An Königin Annes Hof [Liam, Hifumi]

Beitrag von Hifumi »

Die Andeutung, sie würde in ihrer Religion unterdrückt, löst dann doch heftigen Widerspruch in Hifumi aus. Das rüttelt dann doch zu sehr an ihren moralischen Grundfesten - patriarchale, konservative und selbst aus Sicht vieler Japaner furchtbar rückständige Grundfesten, aber sie konnte nicht anders. Zuviel von ihrem Selbstwert und Selbstbild hing daran, dass sie ein anständiges Mädchen war, höherwertig als irgendwelche liederlichen Frauenzimmer mit laxen Moralvorstellungen.

"Ich fühle mich nicht sonderlich kontrolliert. Der Tempel, mit seiner Vierteilung in Männerdivision, Frauendivision und je einer DIvision für junge Mäner und junge Frauen ist die Widerspiegelung einer gesunden und anständigen Familie. Die erwachsenen Männer sind wie Väter, die gestrengen Vorstände des Haushalts, die aber immer nur das beste für ihre Kinder im Sinn haben. Die erwachsenen Frauen sind wie Mütter, die den männlichen Haushaltsvorstand unterstützen und ein Rollenmodell bieten für junge Frauen wie mich.
Und als junge Frau - da bin ich wie eine Tochter des Tempels, ein halbes Kind das Anleitung braucht, damit sie lernt wie sie brav und anständig bleibt und keine Schande auf die Familie ihres Tempels lädt indem sie sich unschicklich benimmt."


Hifumis Augen weiten sich erstaunt, als sie hört dass es Frauen gibt die sich freiwillig einen Schlampenstempel aufdrücken lassen.

"Warum würde eine junge Frau das von sich aus machen - sich als Dirne und Schlampe brandmarken und in den Augen aller anderen selbst herabsetzen und erniedrigen!?

Da muss einiges in der Erziehung schief gelaufen sein. Ein guter Vater, eine gute Mutter, die würden ihrer Tochter so etwas ausreden. Nicht etwa um sie zu unterdrücken, sondern einfach um sie vor sich selbst zu schützen. Sobald sie etwas reifer ist, würde sie von selbst einsehen wie viel besser es ist ein anständiges Mädchen zu sein und wie ein solches betrachtet und behandelt zu werden.

Aber ich werde sicher bald Gelegenheit bekommen, mit solchen Frauenzimmern selbst zu sprechen. Ich fange bald im Shadow Lake Correctional Facility als ehrenamtliche Gefängnisseelsorgerin an, und soll vor allem mit den jungen Delinquentinnen sprechen. Da wird es sicher genug solche junge Lotterdamen geben, die auf die schiefe Bahn geraten sind und sich freiwillig gebrandmarkt haben."


Richtig verblüfft und einen Moment lang sprachlos ist Hifumi, als Liam seine Schwulheit so offen bekennt. In ihrer Sekte wurde nicht so offen über sexuelle DInge geredet, schon gar nicht durch anständige Mädchen wie Hifumi, und schon drei Mal nicht wenn es um solche schändlichen und abnormalen Perversionen ging.
Sie schaut halb peinlich berührt, halb nachdenklich drein, streicht sich über den regenbogengestreiften Träger ihres Bikinis, setzt dazu an etwas zu sagen - aber traut sich dann erst mal doch nicht. Nur zaghaft hebt sie die Stimme.

"Ich... nun... ich könnte dir von der offiziellen Position meines Tempels erzählen. Aber ich selbst, ganz persönlich, ich habe kein so großes Problem damit."

Sie findet dann doch einen Weg, ihre eigenen Probleme anzudeuten.

"Früher, in meiner früheren YWD-Gruppe, als ich noch zur Schule ging, da hatte ich eine gute Freundin. In genau meinem Alter, Hi..na hieß sie. Sie war ein anständiges Mädchen, und hat genauso hart wie ich versucht ein anständiges Mädchen zu sein. Irgendwann hat sie mir dann offenbart, dass sie ein, hnng, Ding für andere Mädchen hat. Ganz vertraulich, nur mir alleine.

Ich... ich war natürlich schockiert, aber es war auch Hina sehr peinlich solche Gefühle zu haben, die ein anständiges Mädchen nicht haben sollte. Es wäre eine große Schande gewesen, wenn das rausgekommen wäre. Ich habe es darum für mich behalten, und wir haben dann zusammen dafür gechantet, dass sie wieder normal im Kopf wird und so sein kann wie jedes andere anständige Mädchen auch.

In all dem Jahrzehnt, ähm, ich meine, in all der Schulzeit hat es nichts verändert. Aber sie hat redlich, und noch härter als all... fast alle anderen in der Gruppe, versucht, ein anständiges Mädchen zu sein, vielleicht um den einen Bereich zu kompensieren, wo sie ständig unschickliche Gedanken und Gefühle hatte.

Aber ich hoffe, sie ist jetzt glücklich und mit sich selbst im Reinen, wo auch immer sie jetzt ist. Zuletzt, hm, also ich sie zuletzt gesehen habe, da wollte sie auch erst einmal YWD-Leiterin werden. Um etwas Zeit zu gewinnen, bevor sie heiraten muss."


Etwas hastig fügt sie hinzu, als sie eine Logiklücke in ihrer Erzählung bemerkt:

"Und, ähm, ihr richtiger Name ist natürlich nicht Hina, sondern ich habe ihn abgeändert. Sonst hätte ich ja jetzt trotz meinem Versprechen ihr Geheimnis ausgeplaudert, und das wäre ihr sicher schrecklich peinlich."
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Liam Carpenter
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Re: An Königin Annes Hof [Liam, Hifumi]

Beitrag von Liam Carpenter »

Es überraschte Liam nicht, dass sie ab einem bestimmten Punkt in die Defensive ging. Was er sagte, griff die Grundfesten ihrer Lebensrealität an und es war nur allzu nachvollziehbar, dass sie versuchte sie zu verteidigen. Ein einzelnes Gespräch hatte nicht die Macht Strukturen aufzubrechen, in die sie hineingeboren und in denen sie groß geworden war. Da machte er sich keine Illusionen. Aber vielleicht… vielleicht war es ein Anfang. Er nahm sich vor sich dazu bei einer Hilfestelle zum Sektenausstieg beraten zu lassen. Eine leise Stimme in seinem Hinterkopf fragte sich, ob er nicht vielleicht zu weit ging, wenn er sich in ihr Leben einmischte. Aber Hifumi war so offensichtlich unglücklich mit ihrer Situation, dass ihr Protest schnell verstummte.

„Weißt du diese Tattoos, die waren vor einigen Jahren mal super modern. Viele Leute haben sich sowas stechen lassen, weil es damals im Trend war. Keine Ahnung, warum die mittlerweile so verrufen sind. Ist wie mit Mode, schätze ich. Ein Jahr sind kurze Shorts der letzte Schrei und im nächsten Jahr gilt man damit als nuttig.“
Er selbst war bisher nicht tätowiert, auch wenn er perspektivisch gerne ein Tattoo wollte. Bisher scheiterte es allerdings vor allem daran, dass er sich schlicht und ergreifend keins leisten konnte.

Als sie schließlich einen Moment in Schweigen verfiel, ließ er ihr die Zeit die brauchte, um ihre Gedanken zu ordnen. Er würde das Thema Religion, Unterdrückung und Frauenbild für heute sowieso ruhen lassen. Er wollte sie nicht in die Ecke drängen. Als sie schließlich das Gespräch wieder aufnahm, wurde schnell immer deutlicher, dass Hina nur ein Stellvertreter war. Kein Wunder dass Hifumi sich so gegen die Idee einer Heirat sträubte.

„Ich denke ich kann erahnen, was die offizielle Position deines Tempels dazu ist.“
Homosexuelle und queere Menschen insgesamt zu dämonisieren war schließlich ein beliebter Volkssport der meisten konservativen Religionen.
„Weißt du das Ding ist… man kann zwar versuchen vor diesen Gefühlen davonzulaufen, aber man kann das Rennen nicht gewinnen. Die meisten von uns haben das an irgendeinem Punkt in ihrem Leben mal versucht. Ist bei mir auch noch gar nicht so lange her.“
Sechzehn und schwul zu sein war einfach scheiße.
„Man kann sie unterdrücken, man kann sie ignorieren, man kann dagegen ankämpfen aber deine Sexualität wird immer ein Teil von dir sein. Liam wird immer Männer lieben. Und Hina immer Frauen. Ganz egal wie sehr sie sich bemüht ein anständiges Mädchen zu sein. Der Realität muss man sich irgendwann stellen. Willst du wissen, was ich Hina gesagt hätte?“

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Hifumi
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Re: An Königin Annes Hof [Liam, Hifumi]

Beitrag von Hifumi »

Hifumi rümpft ein wenig die Nase bei der Erwähnung der Shorts.

"Anständige Mädchen tragen gar keine Hosen. Am Ende schneiden sie sich noch die Haare ab, oder schrauben an Autos rum und ähnliche Jungssachen."

Bis auf den Bikini heute war die junge Japanerin gegenüber Liam immer mit Röcken oder Kleidern aufgetreten, züchtig aber betont feminin. Und sie hatte wohl darüber hinaus sehr starke Vorstellungen davon, was eine anständige Frau tun durfte und was nicht. Selbst wenn sie sich davon frei machen konnte, auf eine Tradwiferolle reduziert zu werden, hatte sie wohl noch einen steinigen Weg vor sich, bis sie in der so viel liberaleren und moderneren Welt des pazifischen Nordwestens vollends angekommen war. Falls sie es denn wollte, sobald der schlimmste Leidensdruck erst einmal überwunden war und sie ein Equlibrium gefunden hatte, wo sich ihre konservativen Vorstellungen und die dazu unpassenden Gelüste irgendwie in Einklang gebracht worden waren.

"Was hättest du denn gesagt?" will Hifumi begierig wissen. Ein wenig zu begierig, wie sie im Nachhinein befindet, für eine bloße Unbeteiligte, weshalb sie hastig nachschiebt: "Ich meine, zu meiner Freundin Hina natürlich - nicht zu mir, zu meiner Freundin."
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Liam Carpenter
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Re: An Königin Annes Hof [Liam, Hifumi]

Beitrag von Liam Carpenter »

Liam verzichtete darauf sie wissen zu lassen, dass er ihre Finte längst durchschaut hatte. Er würde sie nur unnötig bloß stellen für einen kurzen Gotcha- Moment. Das war einfach nicht seine Art. Er fand sowas weder lustig, noch ließ es die Person die sich im Recht fühlte gut oder clever aussehen. In so einer Situation war es einfach nur böse.

„Ich hätte ihr davon erzählt wie sehr es mir geholfen hat in Gesellschaft von Gleichgesinnten zu sein und mir ihre Geschichten anzuhören. Über ihre coming outs und ihre Schwierigkeiten. Wie sie mit ihren Unsicherheiten und Ängsten umgegangen sind. Ich habe das große Glück das meine Familie mich von Anfang an so akzeptiert hat wie ich bin. Und kann jederzeit Trost und Rat bitten und werde immer offene Ohren finden. Und trotzdem ist es anders, wenn man mit Menschen spricht die wissen was du durchmachst, weil sie irgendwann in ihrem Leben in derselben Situation waren.“
Er hätte ihr gerne angeboten sie mitzunehmen. Zum Beispiel zum „Gays Eating Garlic Bread in the Park“ - Picknick in zwei Wochen. Aber er war sich nicht sicher ob er damit nicht zu weit ging. Deswegen behielt er den Vorschlag erst einmal für sich. Zumal er dann definitiv mit ihrer Finte hätte brechen müssen.

„Falls du noch Kontakt zu ihr hast: Es gibt ein paar wirklich gute Bücher die ich ihr ans Herz legen würde, falls sie gerne liest.“

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Hifumi
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Re: An Königin Annes Hof [Liam, Hifumi]

Beitrag von Hifumi »

Hifumi zögert, sowohl auf das Angebot sich mit Betroffenen auszutauschen, als auch entsprechende Literatur zu lesen. Es war noch nicht einmal Mittag, und sie war an diesem einen Tag schon viel weiter aus sich heraus gegangen als im ganzen Jahr zuvor. Sie war erstmals seit Jahren wieder geschwommen, hatte sich für ihre Verhältnisse geradezu dirnenhaft in der Öffentlichkeit gezeigt, und dann hatte sie auch noch angedeutet, dass sie noch mehr Gründe hatte warum sie sich so sträubte einen Ehemann aufgedrückt zu bekommen.

"Ich... ich weiß nicht, was Hinas Schwestern dazu sagen würden, wenn sie solche Bücher lesen würde.

Die offizielle Position meines Tempels ist, dass solche Menschen Empathie und Verständnis verdienen und ihre Buddhanatur verwirklichen können.
Der leise Teil, der nicht laut ausgesprochen wird - der ist, dass solche Menschen mangelhaft sind, als eine Folge von schlechtem Karma aus einem früheren Leben. Sie müssen umso mehr gutes Karma sammeln, durch einen anständigen Lebenswandel, mit Ehepartner und Kindern, und indem sie für das Ziel chanten, ihr schändliches Verlangen zu überwinden.

Akzeptanz von oder gar nach Nachgeben nach solchem Verlangen, das wäre entgegengesetzt zum Ziel gutes Karma zu verbreiten und ein Leben nach den Regeln meines Tempels zu führen. Sie wäre die längste Zeit YWD-Leiterin gewesen, wenn sie solche Ideen propagieren würde - wenn man sie nicht gleich an die ganz kurze Leine nimmt und die Hochzeit vorzieht, damit ihr Ehemann, hnng... damit ihr Ehemann meine Flausen korrigieren kann."


Sie erschaudert ersichtlich bei diesem Gedanken und verhaspelt sich, als sie von sich selbst anstatt von ihrer 'Freundin' spricht. Sie ist peinlich berührt, als sie ihren Fehler bemerkt, aber jetzt musste sie durch. Sie kannte sonst niemanden, mit dem sie über solche Themen sprechen konnte.

"Aber ich fange ja bald als Gefängnisseelsorgerin an - und unter den jugendlichen Delinquentinnen wird es sicher auch solche Frauen geben. Vielleicht kennst du ja auch etwas unverfänglichere und nicht so propagandistische Bücher, die ich meinen Schwestern als Vorbereitung auf die Arbeit mit diesem Teil der Gefängnispopulation verkaufen kann."

Ganz so leicht aufgeben tat Hifumi also nicht, aber sie musste vorsichtig handeln.
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Liam Carpenter
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Re: An Königin Annes Hof [Liam, Hifumi]

Beitrag von Liam Carpenter »

Da war die Katze also auch ganz offiziell aus dem Sack als Hifumi sich verhaspelte und über ihre eigene Finte fiel. Liam ließ es einfach so stehen und ging nahtlos damit um, als hätten sie schon immer von ihr gesprochen. Das Hifumi tatsächlich Interesse an entsprechenden Büchern zeigte hatte er gar nicht erwartet. Aber umso erfreuter und bereitwilliger war er etwas passendes für sie herauszusuchen.
„Ich werde etwas finden, dass dich nicht bloßstellt. Ich kann die Bücher zum Beispiel für dich ausleihen und du kannst sie dir ansehen und dann entscheiden ob und welche du mitnehmen kannst und willst.“
Natürlich hatte er einen Bibliotheksausweis. Er war Student.
Er wollte sie mit seinem Vorschlag auf keinen in Schwierigkeiten bringen. Diese Befürchtungen Repressalien zu erleiden waren sicher überaus real. Es passte ins Bild dessen was er bisher von ihr über den Tempel gehört hatte.

„Ich… würde dich gerne auch was fragen.“
Es war nicht nur auch ein Angebot an Hifumi die schweren Themen erstmal ruhen zu lassen, wenn sie nicht mehr darüber reden wollte.
„Wieso hast du dich für die Euthanatoi entschieden?“
Das ganze Thema Traditionen war für ihn noch immer ziemlich… schwierig.

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Hifumi
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Re: An Königin Annes Hof [Liam, Hifumi]

Beitrag von Hifumi »

Hifumi lächelt dankbar über das Hilfsangebot.

"Ich wäre dir dafür sehr dankbar, Liam. Vielleicht etwas aus der pädagogischen Ecke, mehr auf Lehrkräfte als auf persönlich Betroffene ausgerichtet. Ich habe einige Credits in Sozialarbeit, ich sollte es verstehen können sowie eine Erklärung für mißtrauische Schwestern haben."

Den Schwenk zu den magischen Themen macht sie bereitwillig mit - sie war selbst schon weit außerhalb ihrer Komfortzone.

"Es weniger so, dass ich die Chakravanti gefunden habe - die Chakravanti haben mich gefunden. Miss Elena Black war die erste Maga, mit der ich jemals in Kontakt kam.

Die Tradition hat ihre Wurzeln in der grauen Vorzeit Festlandasiens, in der gleichen Region in der auch die Wurzeln des Buddhismus liegen. Chakravanti leitet sich tatsächlich bereits vom Namen her von Chakravarti ab - ein mythischer, sehr mächtiger, sowohl weltlicher als auch spiritueller Herrscher und Philosophenkönig, wörtlich 'der, der das Rad dreht oder am drehen hält'. Sehr verkürzt dargestellt."


Man merkt der jungen Japanerin die Begeisterung für die Thematik an, die schon im Eden anklang als Alan den Fehler gemacht hatte die Schublade der Hifumi zu öffnen, aber sie bemüht sich sich kurz zu fassen.

"Dieses Rad ist eine Versinnbildlichung des Dharma, des Zyklus des Weltenlaufes und der Wiedergeburt, und damit auch des Zweckes der derzeitigen Inkarnation einer Person, der Frage woher sie kommt und wohin sie geht. Wir Chakravanti halten dieses Rad am Laufen, sorgen dafür dass es weder in Stillstand erstarrt noch sich ins Chaos überdreht. Dazu helfen wir auch Menschen, ihr Dharma zu verwirklichen - und ennehmen diejenigen, die dem richtigen Lauf des Rades schaden."

Hifumi zieht eine Schnute beim letzten Satz.

"Die westliche Zuschreibung für uns, Euthanatoi, 'die den guten Tod bringenden', verkürzt und verzerrt uns auf diesen letzteren Aspekt, wird aber der Tiefe und dem Reichtum unserer Philosphie, unseres Tuns und unserer Wurzeln nicht einmal ansatzweise gerecht.

Mein ganzes bisheriges Leben war und ist dem Studium, der Vertiefung und der Festigung des Buddhismus gewidmet, Liam. Meine Religion, die Philosophie meiner Tradition und auch meine eigenen Überzeugungen überschneiden sich zu sehr, als dass ich mich hätte anders entscheiden können."


Nachdenklich blickt sie Liam an.

"Ich bin zwar zur Missionarin geschult worden, und als solche auch tätig für meinen Tempel, aber eine Tradition erfordert noch einmal ein ganz anderes Maß an Überzeugung als eine Religion. Meine Wirklichkeit als buddhistische Asiatin und Theologin ist schlichtweg eine ganz andere als die eines nordamerikanischen Ureinwohners, der Naturwissenschaften in der Welt des langnasigen weißen Mannes studiert.

Wenn du den Pfad der Chakravanti begehen wolltest, müsstest du erst einmal eine Menge Fehlvorstellungen verlernen, gespeist aus dem Pop-Budhismus von Hollywoodstars, schlechten Kung-Fu-Filmen und llamaistischer Propaganda aus dem kalten Krieg mit der Volksrepublik China.
Und selbst wenn du die Mühe auf dich nehmen würdest, die Chancen wären hoch dass du mit den Widersprüchen zwischen deiner Herkunft, deiner Bildung und deiner Wahlphilosophie wie ein Staubsauger endest, der wahllos Kalendersprüche, Slogans und Binsenweisheiten auf einem wahllos zusammengestellten Haufen wirft, der viel zu wackelig ist um das starke Fundament zu sein, dessen es zur Ausübung der Magick bedarf."
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Liam Carpenter
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Re: An Königin Annes Hof [Liam, Hifumi]

Beitrag von Liam Carpenter »

Diesmal fiel es ihm leichter ihr zu Folgen als an jenem Abend im Eden, als er dem Gespräch zwischen ihr und Alan zugehört hatte. Längst nicht zur Gänze, aber genug, dass er eine zufriedenstellende Antwort auf seine Frage darin fand.

Er schüttelte den Kopf.
„Ich ziehe die Euthanatoi für mich nicht in Betracht. Es ist eher… ich tue mich im Moment generell schwer mich dem Thema zu nähern. Deswegen hat mich interessiert, wie du den richtigen Weg für dich gefunden hast.“

Schwertun war in diesem Zusammenhang vermutlich die Untertreibung des Jahres. So wie die Dinge sich aktuell darstellten war er einfach von allen alteingesessenen Magi gleichermaßen enttäuscht und sah wenig Basis für irgendeine Form von Vertrauen.
„Aber es freut mich, dass du eine Tradition finden konntest in deren Philosophie du dich wiederfindest.“

Und er konnte das durchaus nachvollziehen. Unabhängig davon, dass er weder mit Buddhismus noch anderen Formen östlicher Mystik irgendeine Form von Berührungspunkt hatte. Wenn die eigene Weltanschauung sich so nahtlos in die Grundsätze der magischen Tradition einfügte, dann kam es einem vermutlich ganz natürlich vor sich genau so darin einzufügen.
Aber... er hatte von sich selbst den Eindruck weiter davon entfernt zu sein als jemals zuvor.
„Danke für deine ausführliche Erklärung.“

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Hifumi
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Re: An Königin Annes Hof [Liam, Hifumi]

Beitrag von Hifumi »

Nach diesem langen Gespräch am Beckenrand kehren die beiden wieder zu dem Zweck zurück, für den sie hier waren - um zu schwimmen. Wie versprochen begleitet Liam Hifumi zu den Umkleiden zurück, obschon keine der Befürchtungen eintritt die sie hatte.

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